Die Schufa (“Schutzgemeinschaft für allgemeine-Kreditsicherung“) ist eine Holding AG und als solche eine Wirtschaftsauskunftei auf privatwirtschaftlicher Basis. Ihr Geschäftssitz befindet sich in Wiesbaden. Partner und Aktionäre der Schufa sind Kreditinstitute, Handelsunternehmen sowie diverse Dienstleister und Vermieter, die Bonitätsauskünfte über ihre Kunden oder Geschäftspartner benötigen. Die Auskünfte liefert die Schufa kostenpflichtig. Gleichzeitig erhält sie von ihren Partnern Informationen zum Zahlungsverhalten von deren Kunden.
Warum gibt es die Schufa?
Solche Wirtschaftsauskunfteien gibt es in allen Ländern der Welt, allerdings haben sie nicht überall die Bedeutung wie die deutsche Schufa und verfügen auch nicht immer über so lückenlose Daten. In der Schweiz etwa obliegt die Kontrolle der Finanzen von Bürgern, insofern sie überhaupt gestattet ist, eher gesetzlich gewählten Volksvertretern. So überprüfen Schweizer Kommunen bei der Vergabe von kommunalem Wohnraum ebenfalls die Bonität der Mietinteressenten, doch diese müssen sich nicht durch ein privates Unternehmen wie die Schufa durchleuchtet fühlen. Diese hat praktisch jeden geschäftsfähigen Deutschen (auch Jugendliche) erfasst.
Sobald jemand einen Vertrag abschließt (unter anderem einen Miet- oder Telekommunikationsvertrag), im Versandhandel einkauft oder ein Konto eröffnet, wird er bei der Schufa erfasst. Aktuell liegen dort rund 800 Millionen Datensätze von etwa 67 Millionen Deutschen vor. Alljährlich bearbeitet die Schufa über 130 Millionen Anfragen zur Kreditwürdigkeit. Das Wirtschaftsunternehmen Schufa setzt jährlich knapp 150 Millionen Euro um und beschäftigt etwa 750 Mitarbeiter. Es wurde als Verein 1927 gegründet (damals noch als “Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung”), weil in der damaligen Weltwirtschaftskrise die Unternehmen von sehr häufigen Ratenzahlungs- und Kreditausfällen ihrer Kunden betroffen waren. Die Intention, das Finanzverhalten und den finanziellen Hintergrund von Privatleuten und Unternehmen besser kennen zu wollen, war also vollkommen verständlich.
Das System funktionierte in der Folge so gut, dass die Kreditgeber, Vermieter und Anbieter sonstiger Verträge (für Privatleute hauptsächlich Telekommunikation) in der Folge nicht mehr darauf verzichten wollten. Praktisch alle deutschen Banken kooperieren mit der Schufa, alle Telekommunikationsdienstleister, die meisten großen Handelsketten, alle kommunalen und großen privaten Vermieter und sogar die Deutsche Bahn, bei der Menschen mit einem negativen Schufa-Eintrag online nicht einmal ein Ticket kaufen können. Auch die kleineren Online-Händler sind sehr oft Schufa-Kunden. Wer bei der Schufa einen negativen Eintrag beklagt, und sei es wegen einer vergessenen Handy-Rechnung, hat es zukünftig im Wirtschaftsleben schwer.
Welche Daten erfasst und übermittelt die Schufa?
Die von der Schufa erfassten Daten haben grundsätzlich zwei Schwerpunkte:
- Welche Verträge hat eine natürliche oder juristische Person abgeschlossen?
- Gibt es negatives Zahlungsverhalten?
Aus den Daten zu diesen beiden Schwerpunkten errechnet die Schufa einen Score. Dieser kann 100 Punkte betragen, die aber praktisch nicht zu erreichen sind, weil in diesem Fall eine Person zwar von der Schufa erfasst sein müsste, aber keine finanziellen Verpflichtungen haben dürfte (nicht mal einen Telefonvertrag, auch kein Konto). Den Score senken ein finanzielles Fehlverhalten und das Eingehen finanzieller Verpflichtungen. So kann eine Person, die in einem bestimmten Umfang Kredite aufgenommen hat, keine weiteren Kredite aufnehmen, weil die Schufa errechnet hat, dass das ihre Belastungsgrenze überschreitet.
Dabei kennt die Schufa von den Bürgern zwar alles Mögliche, aber nicht deren Einkommen. Daher ist diese Beurteilung absurd. Auch mehrere Girokonten einer Privatperson senken leicht deren Schufa-Score. Wenn dieser unter 90 Punkte sinkt, wozu zwei Kreditanträge innerhalb von 10 Tagen ausreichen, erhält die Person keinen Kredit mehr. Das ist für manche Menschen mit eigentlich einwandfreier Bonität ein Grund, ein schufafreies Darlehen aufzunehmen. Die Vertragspartner der Schufa folgen allerdings blind deren Empfehlungen, weil das einfach bequem ist. Heutzutage erfolgt die Schufa-Abfrage automatisiert. Wenn der Score zu niedrig ausfällt, wird ein Kreditwunsch automatisch abgelehnt.
Datenspeicherung und -löschung durch die Schufa, Selbstauskunft, schufafreier Kredit
Die Schufa speichert Kontaktdaten (Name, Anschrift, Geburtsdatum), auch frühere Anschriften und damit das “Umzugsverhalten“ (häufiger Umzug kann den Score senken), Vertragsabschlüsse (Kredit und Leasing, Konten, Telekommunikation, Versandhandel) und abweichendes Zahlungsverhalten. Dazu gehören:
- angemahnte Zahlungsrückstände
- Forderungen nach Gerichtsentscheid
- erledigte Forderungen
- Missbrauch von Konten und Kreditkarten
- eidesstattlichen Versicherung und Haftbefehl zu deren Erwirkung
- alle Vorgänge um eine Insolvenz
- Kreditanfragen bei der Bank
Wenn eine Person nur nach den Konditionen eines Kredites fragt, soll die Bank diese Anfrage eigentlich nicht der Schufa melden, doch viele Banken gehen hier fahrlässig vor und melden diese Konditionenanfrage doch. Damit ist es nicht möglich, innerhalb der nächsten zehn Tage bei einer anderen Bank einen Kredit zu bekommen. Wesentlich sind zudem die Löschfristen für Schufa-Einträge. Kreditanfragen werden nach einem Jahr gelöscht, aber schon nach 10 Tagen für Schufa-Abfragen (der nächsten Bank) gesperrt.
Nach drei Jahren werden abgezahlte Kredite, Kreditkartenkonten, eidesstattliche Versicherungen, die Abweisung oder Einstellung des Verbraucherinsolvenzverfahrens sowie das Versagung der Restschuldbefreiung gelöscht. Diese Löschungen erfolgen taggenau. Nach Ablauf des dritten Jahres ab Ereignis werden Informationen zu fälligen Zahlungsforderungen (nach vier Jahren unerledigte Forderungen), die Restschuldbefreiung und die Aufhebung des Insolvenzverfahrens, nach sechs Jahren die Eröffnung des Verbraucherinsolvenzverfahrens und nach zehn Jahren (wiederum taggenau) die Ankündigung oder Versagung der Restschuldbefreiung gelöscht. Geschlossene Bank- und Telekommunikationskonten werden sofort gelöscht. Es gibt für die Löschfristen einige Ausnahmeregelungen bei sehr kleinen Forderungen, die schneller gelöscht werden können.
Jede Person kann einmal jährlich kostenlos eine Schufa-Selbstauskunft einholen und dabei etwaige Fehler korrigieren lassen. Darüber hinaus bietet die Schufa einen kostenpflichtigen Online-Zugang für den permanenten Zugriff auf die eigenen Daten an. Die Schufa-Kontrolle wird durch die meisten Menschen als prekär empfunden. Es gibt aber die Möglichkeit, bei einer ausländischen Bank – vielfach mit Sitz in der Schweiz – einen schufafreien Kredit zu beantragen. Spezialisierte Finanzvermittler organisieren solche Darlehen.